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Sich blind auf jemanden verlassen können. Wissen was der andere braucht, und auch umgekehrt immer bekommen was man selber will. Davon träumen viele Menschen. Hier können Sie selber testen ob Sie schon soweit sind.

Es ist Sonntag abend, kurz nach 20 Uhr. Ganz Deutschland hängt vorm Fernseher und schaut Tatort. Plötzlich klingelt mein Handy. Lutz ist dran. Seit Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört, zuletzt wollte er noch nicht einmal mehr auf meine Emails und SMS reagieren.
 

Auf welchen Pfeilern steht die Brücke?

“Hey Dominik, ich will es kurz fassen, ich suche einen Job. Und Du kennst doch soviele Leute….”
Meine Frage jetzt an Sie: Wie würden Sie in dieser Situation reagieren? Sofort helfen? Nun, ich war nicht besonders begeistert, wie Sie sich vielleicht denken können. Lutz hat alles andere als eine tragfähige Beziehung zu mir, auch wenn wir vor Urzeiten mal gemeinsamen die Schulbank gedrückt hatten. Aber schon an unserer ersten großen Studentenparty fing es an: nichts war ihm recht, und einen Gast der am Rand der Tanzfläche herumsteht und sich aufs Lästern beschränkt braucht kein Mensch. Auch später, im Berufsleben, vermittelte er den Eindruck als wenn nur er als Unternehmensberater wüsste wo es langgeht. Irgendwann hab ich es dann aufgegeben mit dem Kontakt-Halten.
 
Und jetzt dieser Telefon-Anruf. Sonntag abend. Konnte es vielleicht sein dass Lutz dachte unser Verhältnis sei wirklich so intakt? Die Pfeiler unserer Verbindung seien wirklich so belastbar?
 

Tragfähige Beziehungen sind belastbar

Tatsächlich merkt man die Qualität der menschlichen Bindungen oft erst richtig einzuschätzen wenn es mal nicht rund läuft. Vom Mannschaftssport kennen wir die Szenen: das Team liegt in der Pause zurück, alles versammelt sich in der Kabine und plötzlich wird es laut. Dem Trainer oder einem der Führungsspieler platzt der Kragen.Die Fehler werden direkt angesprochen, es geht sehr emotional und oft auch lautstark hin- und her. Dann aber der Moment in dem es weitergeht: alle klopfen sich den Staub aus den Klamotten, nehmen noch einen Schluck aus der Trinkflasche und -auf geht`s- wieder gemeinsam nach vorne.
 
Auch im Business gibt es derartige Stress-Situationen: Ergebnisdruck, Kollegen oder Dienstleister die trödeln oder Fehler machen, drückende Zeitvorgaben. In solchen Situationen Tacheles reden zu können ohne dass emotionale Verletzungen entstehen, hierzu bedarf es einer Menge an Vorarbeit. Investitionen, Einzahlungen in das Beziehungskonto.
 
Wenn wir genau wissen wo die jeweiligen Druckpunkte unseres Gegenübers sind, seine Fähigkeiten, Befindlichkeiten, Wünsche und Ziele und, -ja- auch die persönliche Situation unseres Partners kennen, dann besteht gute Aussicht auf eine Kultur der Offenheit und des gegenseitigen Lernens auf Augehöhe.
 
Hier für Sie ein paar Fragen, anhand derer Sie selber prüfen können ob Ihre Beziehung schon Tragfähigkeit -also Streßresistenz- erreicht hat.

15 Leitfragen für tragfähige Beziehungen

  1. Kann ich mich jederzeit bei der anderen Person melden? Auch an Sonn- und Feiertagen oder mitten im Urlaub?
  2. Habe ich überhaupt alle dazu notwendigen Kontaktdaten (Mobil-Nummer, private Nummer oder Email)?
  3. Wei gut ist mein Wissen über die Lebenssituation meines Gegenüber? Seine Herkunft, seine Lebenspartner?
  4. Gibt es zuhause Kinder,und wie läuft es mit denen? Gibt es Haustiere an denen das Herz hängt?
  5. In welchem Karriere-Stadium befindet sich der Andere? Wie steht es um die aktuelle Job-Zufriedenheit?
  6. Was sind Wünsche und Ziele die der Andere auf jeden Fall erreichen möchte?
  7. Was gibt es für Hobbies und außerberufliche Passionen?
  8. Kann ich unter vier Augen und in der richtige Umgebung wirklich jedes Thema ansprechen? Wo gibt es Grenzen oder gar Tabus?
  9. Habe ich ein Bild davon wie mein Gegenüber auf Kritik reagiert?
  10. Habe ich selber schon einmal Feedback eingefordert und auch erhalten? Wie ehrlich hat sich das angefühlt?
  11. Welche schwierige Situation haben wir bereits gemeinsam gemeistert? Und was hat mir dabei besonders gut gefallen?
  12. Haben Sie beide diese schwierigen Situationen ähnlich erlebt, teilen Sie eine vergleichbare Wahrnehmung von derselben Situation?
  13. Angenommen Sie stecken in einer schweren beruflichen Krise. Wie wahrscheinlich ist es dass Sie den jeweiligen Kontakt darüber informieren oder um Hilfe bitten? Und welche Reaktion erwarten Sie von der anderen Person (seien Sie ehrlich zu sich selber, auch wenn es hart ist)? Wie würden Sie selbst an deren Stelle reagieren?
  14. Gibt es Ihrer Meinung nach noch Verbesserungspotential in Ihrer Beziehung zu Person XY? Und worin genau könnte das liegen?
  15. Wie oft haben Sie selber der anderen Person oder einer Person aus deren engeren Netzwerk beruflich oder privat weitergeholfen?

 

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Beruflich wie privat ist es wichtig, die Kommunikation aufrecht zu halten. Vor allem den Austausch darüber was gut und was momentan nicht so gut läuft. Nur so wissen wir, wo der andere genau steht. Allerdings ist der Austausch selbst nur dann wirklich effektiv wenn eine maximale Offenheit dazukommt. Sagen Sie sich, auf welche Art und Weise auch immer, stets was Sie voneinander halten, was sie aneinander schätzen oder wo Sie sich Veränderung wünschen (übrigens auch bei sich selber: offenzulegen wo man selber an sich arbeitet, wo man besser werden will oder Schwächen sieht, ist ein wahrer Türöffner in die Welt der Anderen!).
 
Meinem früheren Schulfreund Lutz habe ich damals tatsächlich helfen können. Ich konnte ihm ein Vorstellungsgespräch bei einem befreundeten Unternehmer verschaffen. Nur: seitdem warte ich immer noch auf sein Feedback. Inzwischen sind bereits mehr als 5 Jahr vergangen …